Zwischentöne ermöglichen -
eine neue Führungsaufgabe
Um Punkt 8 Uhr beginnt das Meeting. Alle Teilnehmenden werden aus dem Warteraum in den virtuellen Konferenzraum entlassen. Über das Headset hört man sich überlappende Begrüßungen „Guten Morgen.“ Wer nicht dazwischen kommt, hebt die Hand. Rosalie lässt die Kamera aus, schreibt sie im Chat. Ob sie wieder parallel ihren Sohn betreuen muss? Thomas hat ein Hintergrundbild aus dem letzten Urlaub aufgelegt. „So, dann kann es losgehen!“ Die Tagesordnung wird aufgerufen. Michael meldet sich zum Protokoll. Müsste er nicht längst Opa geworden sein? Schade, dass wir uns nur am Bildschirm sehen, sonst wüssten wir das bestimmt.
So oder ähnlich erleben Zigtausende ihr Arbeiten unter Pandemiebedingungen.
Ich finde es schade, dass wir uns nur virtuell sehen. - Und Sie?
Sie auch?
Das „Ich auch!“ beginnt mir mehr und mehr zu fehlen. Ich jette von einer Videokonferenz in die nächste und mittlerweile wird ein virtuelles Treffen nicht mehr eingeleitet mit dem Anerkennen der Behelfshaftigkeit dieser Begegnungsform. Zwischentöne und Informelles schwindet und dies wird nicht ausreichend betrauert, teils aus Gewöhnung an das neue „Normal“, teils aus vermuteter Sinnlosigkeit solcher Klage. Und ich erlebe wenig Anstrengungen den „Schwatz auf dem Flur“ virtuell zu ersetzen. Die Beschaffenheit des „Arbeitsgeräts Mensch“ teilt sich nur marginal mit.
Die virtuelle Begegnungswelt ist binär und daher (nur) gut zum Schaffen von Arbeitsergebnissen. Moderates thematisches Zweifeln, das nicht in einen Wortbeitrag mündet, bleibt ungehört. Ein nichtzustimmendes Murren oder fragendes Murmeln kennen Videokommunikationsplattformen nicht. – Und um es auf die Spitze zu treiben: Wenn jemand in einem Sitzungsraum in Tränen ausbricht, müssen die anderen Teilnehmenden damit einen Umgang finden. Im Videochat würde der/die Betreffende die Kamera abstellen und keine:r bekäme es mit…
Wenn denn in einer Videokonferenz überhaupt jemand von seinen/ihrem Schmerz kündet, ist dies entweder ein „Leid-Highlight“ („Meine Oma ist gestorben.“) oder ein Klischee („Homeschooling ist anstrengend“). Dies alles ist für unser soziales Miteinander bedrohlich und – ich bin fest überzeugt – gesundheitsschädlich.
Mit Selbstbeachtung helfe ich Ihnen in Ihrem Unternehmen, auf die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden einzugehen und sie angemessen in Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Schaffen Sie neue Orte und Möglichkeiten der kollegialen Begegnung als Maßnahme des BGM. Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihre Arbeitgebermarke zu stärken, indem Sie die Zwischentöne wieder zum Klingen bringen.